VW California von AGM auf Lithium umbauen
Wir ersetzen die serienmäßigen AGM-Batterien im VW California durch moderne LiFePo4-Batterien. Auch wenn die Standard-Batterien uns bisher nur selten im Stich gelassen haben, wollten wir bei Gelegenheit auf die neue Lithium-Technik umrüsten. Letztere bringen einige Vorteile mit sich, allein schon durch das geringere Gewicht. Im Netz gibt es dazu jede Menge Diskussionen, ob das einfach so möglich ist. Wir probieren es aus und zeigen Euch, wie wir dabei vorgehen.
Inhaltsverzeichnis
Warum auf Lithium umrüsten?
Der Wechsel von AGM- zu Lithium-Batterien in unserem VW California war eine wohlüberlegte Entscheidung, die zahlreiche Vorteile mit sich bringt. Zunächst einmal sind Lithium-Batterien deutlich leichter als ihre AGM-Pendants. Diese Gewichtsersparnis ist besonders für Reisende mit VW California wichtig. Zudem bieten Lithium-Batterien eine höhere Kapazität und die Fähigkeit, tiefer entladen zu werden, ohne dabei die Lebensdauer zu beeinträchtigen. AGM-Batterien können laut unseren Recherchen nur auf ca. 50–80 Prozent entladen werden, ohne an Kapazität durch schädliche Tiefentladung zu verlieren. Vergleichbare LiFePo4-Batterien sind leichter und können annähernd zu 100 Prozent entladen werden. Das bedeutet für uns längere Unabhängigkeit vom Landstrom auch an sonnenarmen Tagen (wir haben eine Solaranlage). Ein weiterer entscheidender Vorteil ist das integrierte Batteriemanagementsystem (BMS), das die Batterien optimal lädt und nutzt, sowie die Heizfunktion, die es uns ermöglicht, die Lithium-Batterien auch bei niedrigen Temperaturen zu nutzen, gerade beim Wintercamping.
Serienmäßige AGM* | Supervolt POLAR LiFePO4 | |
Kapazität | 75 Amperestunden | 100 Amperestunden |
Energie | ca. 900 Wattstunden | 1280 Wattstunden |
Max. Entladung | ca. 50–80 Prozent | ca. 100 Prozent |
Abmessungen (LxBxH) | 315 x 175 x 190 mm (H7) | 280 x 177,5 x 190 mm (H6) |
Gewicht | ca. 23 kg | ca. 11 kg |
* Leider gibt es zur verbauten „VARTA 7P0 915 105 A; 12V 75Ah 420A DIN; 800A EN/SAE/GS“ keinerlei genaue Informationen im Netz, da diese offenbar exklusiv von VW verbaut wird. Daher sind alle Angaben ohne Gewähr.
Haftungsausschluss: Dies ist keine Installations- oder Montageanleitung. Wir übernehmen keine Haftung für entstehende Sach- oder Personenschäden bei Nachahmung.
AGM im Heckschrank ausbauen
Der Ausbau der AGM-Batterie aus dem Heckschrank unseres VW California stellte den ersten Schritt unserer Umrüstung dar. Zunächst haben wir die Leitung zwischen Laderegler der Photovoltaikanlage und Minuspol der AGM-Batterie abgeklemmt, um sicherzustellen, dass während des Batteriewechsels kein Strom fließt und somit das Risiko von Kurzschlüssen oder anderen elektrischen Schäden minimiert wird.
Um an die Batterie zu gelangen, mussten wir zunächst das Multiboard und unseren Heckauszug entfernen, was uns besseren Zugang zur Klappe ermöglichte. Die Klappe ließ sich einfach mit einem Schlitzschraubenzieher öffnen. Nachdem die Klappe entfernt war, fanden wir die AGM-Batterie, die mit einer Schraube befestigt war. Besondere Aufmerksamkeit erforderte das Lösen der Batterieklemme, da an dieser die Masse vom Batteriesensor befestigt war. Nachdem die Batterie freigelegt war, haben wir alle Schrauben und Kleinteile sicher in einem Fach verstaut, um die Übersicht zu behalten und nichts zu verlieren. Der Ausbau selbst war ein wenig fummelig, da das Batteriefach sehr eng ist, aber mit der richtigen Vorbereitung und dem nötigen Werkzeug konnten wir die AGM-Batterie sicher und ohne weitere Komplikationen ausbauen.
Lithium in Heckschrank einbauen
Nach dem Ausbau der alten AGM-Batterie aus dem Heckschrank ging es an den Einbau der neuen Lithium-Batterie. Die neue Batterie zeichnet sich durch ein geringeres Gewicht und eine kompaktere Bauweise aus, was den Einbau erheblich erleichterte. Nachdem wir den Plus- und Minuspol wieder ordnungsgemäß angeschlossen hatten, nutzten wir das alte Klebeband, um die Kabel ordnungsgemäß zu fixieren und Vibrationen während der Fahrt zu vermeiden.
Ein wesentlicher Aspekt unserer Umrüstung auf Lithium-Batterien war die Nutzung der Supervolt-App, die eine nahtlose Integration und Überwachung der neuen Batterien ermöglicht. Die App erkannte die neuen Batterien automatisch und stellte sofort eine Verbindung her. In der Victron Connect App unserer Solaranlage haben wir abschließend nur noch die Batterie-Voreinstellung auf „Smart Lithium (LiFePo4)“ geändert, damit die neue Batterie optimal geladen wird.
AGM unter Fahrersitz ausbauen
Der Ausbau der zweiten AGM-Batterie unter dem Fahrersitz unseres VW California war der nächste Schritt unserer Umrüstungsaktion. Um an diese Batterie zu gelangen, mussten wir zuerst die vorderen und hinteren Schrauben des Sitzes lösen. Der Sitz wurde dann vorsichtig nach vorne gekippt, wobei wir darauf achteten, die mit dem Sitz verbundenen Kabel für die Sitzheizung und den Airbag nicht zu beschädigen. Die Blende an der Sitzkonsole ist einfach eingeklippst und konnte leicht entfernt werden. Dabei war jedoch Vorsicht geboten, um die an der Blende befestigte Beleuchtung nicht zu beschädigen. Nachdem der Zugang freigelegt war, konnten wir die Batteriehalterung sehen, an der noch die Schraube gelöst werden musste, um die Batterie freizusetzen. Anders als im Heckschrank befand sich am Pluspol der AGM-Batterie zusätzliche Ladetechnik, die mit etwas Geschick gemeinsam mit der Polklemme entfernt werden konnte.
Lithium unter Fahrersitz einbauen
Nach dem Ausbau der alten AGM-Batterie unter dem Fahrersitz unseres VW California, haben wir die Installation der neuen Lithium-Batterie vorgenommen. Die Batterie-Trägerplatte, die ursprünglich genau auf die AGM-Batterien zugeschnitten war, bot zunächst etwas Widerstand, da die Lithium-Batterie leicht abweichende Abmessungen hat. Doch mit etwas Geschick konnte die Batterie sicher in die Halterung eingerastet werden. Dazu haben wir sie zunächst in die vordere Halterung eingefädelt und dann mithilfe der Batterieklemme in Position gebracht. Dabei ist sie mit einem leichten Ruck in die finale Position gerutscht. Beim Umbau der Batterie unter dem Fahrersitz müssen also die Maße der Batterie genau beachtet werden. Als die neue Batterie fest saß, konnten wir die Pole wieder verbinden. Gerade bei der Pluspolklemme, an der einiges an Technik hängt, haben wir dabei geachtet, dass diese bündig und fest sitzt. Abschließend haben wir die Polabdeckungen wieder angebracht.
Funktionstest und erste Erfahrungen
Nachdem wir die Lithium-Batterien erfolgreich in unseren VW California eingebaut hatten, führten wir einige Tests durch, um die Funktionalität und Integration ins System zu überprüfen. Dazu testeten wir die Standheizung, das Licht und die Kühlbox, welche alle einwandfrei funktionierten. Es gab keine Fehlermeldungen, was ein gutes Zeichen für die korrekte Installation und Kompatibilität der neuen Batterien mit der bestehenden Fahrzeugelektronik war. Über die Supervolt-App konnten wir dann auch den Ladestatus der neuen Batterien verfolgen.
Update: Ladebooster nachrüsten
Wie schon im Video gesagt, gibt es zu dem Thema viele teils sehr unterschiedliche Meinungen, die uns auch in den Kommentaren unter unserem Youtube-Video erreicht haben. Wir haben uns dazu entschieden noch einen Ladebooster nachzurüsten. Zum Laden brauchen wir den zwar nicht wirklich, daher hatten wir uns auch zunächst dagegen entschieden. Das Thema ist jedoch sehr komplex und der VW California scheinbar eine Art Sonderfall. Der Hintergrund wird hier ruhig und sachlich erklärt (generell können wir die Videos von Womoblog zum Thema Lithium und diverser damit verbundener Mythen empfehlen.) Weitere Updates unsererseits wird es dann bei Gelegenheit hier geben.
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Hallo
Danke für eure inspirerende videos zum thema VW california. Wir fahren einen T5.
Ich möchte auch gern umsteigen auf lithium.
Noch eine vrage zum Ladebooster …
Welchen habt ihr wie und wo angeschlossen? Giebt es da ein video oder ein anschluss schema von?
Lieber Gruß von Benjamin
Noch ein Video machen wir dazu eher nicht, aber sobald der Ladebooster nachgerüstet ist, werden wir den Beitrag hier noch mal ergänzen. Aktuell haben wir dafür einen kompakten 25A-Ladebooster vorgesehen. Mehr als 30 A soll es jedenfalls nicht werden.